Up2Boat auf der Boot Düsseldorf 2024
19. Januar 2024Die Deutsche Telekom investiert in Up2Boat
16. September 2024Als mich im Sommer 2023 der Telefonanruf von Philip Easthill, Secretary-General der European Boating Industry (EBI) aus Brüssel erreichte war ich positiv überrascht und gleichzeitig hoch erfreut. Er bat mich um die Teilnahme an einer Podiumsdiskussion zum Thema Marina Digitalisierung und die damit verbundenen Chancen auf Nachhaltigkeit. Die Podiumsdiskussion sollte im Rahmen der Boot Düsseldorf und dort auf der Bühne des Blue Innovation Dock stattfinden. Ich musste nicht lange nachdenken, denn das ist genau mein Thema. In Deutschland ist Up2Boat in den Themen Digitalisierung, Maritime Prozesse und moderne Mobile- und Webentwicklung sicherlich führend. Aber wie schneiden wir im Internationalen Vergleich ab? Ich freute mich darauf, mit den namenhaften Mitbewerbern auf der Bühne zu stehen.
Digitalisierung…der Anfang vom Ende?
In den dann folgenden Wochen bereitete auch das Team vom Blue Innovation Dock das Thema vor. In einer der Vorbereitungsrunden diskutierten wir die Frage, ob- und wie Digitalisierungstechnologien zur Nachhaltigkeit in Marinas beitragen kann. Ich möchte in diesem Blogartikel ein paar Gedanken mit Euch teilen, die mich in Vorbereitung auf dieses Thema beschäftigten.
Zum Thema Digitalisierung gibt es jede Menge Literatur und wahrscheinlich noch mehr selbsternannter Experten in allen Branchen und Sparten. Je nachdem wen man fragt, verspricht da Digitalisierung entweder die Lösung aller Probleme, oder der Anfang vom Ende.
Als Informatiker mag man mir eine gewisse Technikverliebtheit unterstellen. Aber es mag überraschen, wenn ich sage, dass ich da durchaus eine differenzierte Meinung habe.
Ohne zentrale Datenhaltung für alle Systeme keine Effizienz
Digitalisierungstechnologien alleine können sicher nicht unsere Welt retten. Aber richtig eingesetzt können sie viel gutes tun. Schlecht eingesetzt, können sie mehr Arbeit machen als man vorher hatte.
Betrachtet man die vielen Einzelprodukte die es zu diesem Thema auf dem Markt gibt, dann handelt es sich in vielen Fällen um wirklich kluge Werkzeuge und Lösungen. Die damit mögliche Effizienz und positiven Effekte können aber erst dann ausgeschöpft werden, wenn sie zu einem integrierten Gesamtsystem verbunden werden.
Eine wesentliche Grundvoraussetzung für die Digitalisierung ist eine zentrale Datenhaltung. Ein Marina Betrieb muss als Gesamtsystem betrachtet werden. Mit Insellösungen, selbst wenn es sich dabei um digitale Lösungen handelt, können keine ganzheitlichen Prozesse digitalisiert werden. Schafft man digitale Insellösungen kann damit sogar sehr schnell das Gegenteil erreicht werden. Denn dann pflegt man in all diesen Einzelsystemen die gleichen Datenänderungen manuell immer- und immer wieder. Unser Team von Up2Boat hält dies für die größte Verschwendung von Ressourcen deshalb ist es uns so wichtig, alles in einem zentralen System zu bündeln und Redundanzen wie immer möglich zu eliminieren.
Mehr Energieeffizienz durch Digitalisierung
Was man nicht messen kann, kann man nicht steuern. Diese alte Ingenieursweisheit gilt auch für die Energie Effizienz in Marinas. Kennt man umgekehrt seine Energieverbraucher, kann ableiten wann welche Verbrauche auftreten, dann hat man einen Hebel für die Optimierung. Automatisierte Systeme können beispielsweise die Beleuchtung, Heizung, Lüftung und Kühlung effizienter steuern, um den Energieverbrauch zu reduzieren.
Ressourcenoptimierung
Pauschalen für Strom und Wasser führen ohne Frage zu leichtfertigem Umgang mit diesen Ressourcen. Verbrauchsgerechte Abrechnung sorgt für Kostenbewusstsein. In der Vergangenheit hatte verbrauchsgerechte Abrechnung zur Konsequenz, dass man Stromzähler manuell ablesen und die Verbräuche abrechnen musste. Moderne Digitalisierungssysteme wie Up2Boat schalten Strom direkt über das System und rechnen die Verbräuche über die zentrale Verwaltung online ab.
Abfallmanagement
Durch digitale Systeme können Yachthäfen auch effizienter Müll Management werden. Kostengünstige, intelligente Sensoren können beispielsweise den Füllstand von Müllbehältern überwachen um so die Entsorgung optimierter zu planen.
Reduktion des Papierverbrauchs
Wenn alle Prozesse ineinandergreifen und Datenbestände zentral verwaltet werden, gibt es keine Notwendigkeit von Medienbrüche mehr. Verträge werden elektronisch erzeugt, signiert und per E-Mail verschickt. Das Gleiche gilt auch für Rechnungen. Das reduziert den Papierverbrauch dramatisch und sorgt für dankbare Bäume.
Digitaler Zwilling der Marina
Unser Team von Up2Boat arbeitet derzeit mit einem Kunden daran, den ersten digitalen Zwilling dieser Marina zu realisieren, das bedeutet dass wir die physische- mit der digitalen Welt verbinden. Damit können viele Geschäftsabläufe wie einen Check-in, Freischalten von Zutritten oder das Schalten von Landstrom realisiert werden, ohne dass man dafür vor Ort sein muss. Der digitale Zwilling einer Marina schafft nahezu grenzenlose Möglichkeiten der Interkonnektivität mit anderen System.
Müsste man, um wirklich effizient zu sein, nicht wissen, wie sich Sportboote in einem bestimmten Gebiet bewegen?
Ich habe ihm Rahmen der METS in Amsterdam an einer Podiumsdiskussion als Zuhörer teilgenommen bei der es um die Frage ging, welches der Antrieb der Zukunft ist: Diesel? Benzin? E-Fuel? Wasserstoff? Strom?
Am Ende der Expertendiskussion kam man zu dem Schluss: Es kommt darauf an!
Es kommt darauf an…
- …in welchem Gebiet ein Boot fährt
- …wie oft es gefahren wird
- …was es für ein Bootstyp ist
- …wie alt es ist
- …und vieles mehr
Die Experten konnte diese Frage nicht beantworten, da es kaum verfügbare Daten dazu gibt. Die Industrie Experten hadern mit Investitionen in Technologien weil ihnen die Entscheidungsgrundlage dafür fehlt. Meines Erachtens kann die Antwort auf diese Frage nur ein Ja sein…wir brauchen sehr viel mehr Nutzungsdaten wenn wir technologische Fortschritte machen wollen.
Im Vergangenen Jahr unterstützten wir unsere Muttergesellschaft Advantage-IT bei dem Forschungs- und Entwicklungsprojekt SmartRouting im Auftrag dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr bei der es exakt um diese Fragestellung ging: Welche Mehrwerte muss eine Smartphone App einem Bootfahrer bieten, damit dieser bereit ist eigene Trackingdaten preis zu geben. Bei dieser Studie wurden den Bootfahrern sowohl die eigene Position, als auch Gefahrenstellen in Form einer 2D Seekartendarstellung und in Form von Augmented Reality angezeigt. Die Mehrwehrte wurden durchweg positiv bewertet, da dadurch Sicherheit hinzugewonnen wurde.
Widerspricht das nicht unseren Datenschutzgesetzen?
Nun, ich bin ganz sicher kein Jurist und kann hier ausdrücklich nur als Rechtslaie sprechen. Wir haben in der EU mit dem GDPR, bzw. der EU-DSGVO ein einheitliches Rechtssystem zum Schutz von Personenbezogenen Daten geschaffen an das sich alle halten müssen. Bei jeglicher Datenerhebung steht absolut außer Frage, dass man sich innerhalb dieser rechtlichen Leitplanken zu bewegen hat.
Jeder der Google Maps oder Apple Maps für die Navigation auf der Straße benutzt ist sich dessen benutzt, dass er damit die eigenen Bewegungsdaten an diese Firmen übermittelt. Das wird bereitwillig in Kauf genommen, denn die Mehrwerte- in diesem Fall eine zuverlässige Route zum Ziel, überwiegt das Interesse diese Daten nicht preis zu geben.
Dabei ist klar, dass niemand Daten erhebt, ohne dass der Nutzer dem zugestimmt hat. Aber es liegt auf der Hand, dass man beispielsweise eine sinnvolle Flussnavigation nur dann anbieten kann, wenn der Nutzer die eigenen GPS Daten freigibt. Apple und Google machen hier nichts anderes und bewegen sich damit zweifelsohne gesetzeskonform.