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20. Februar 2021Boat Club Management – Ankündigung der Version 2021.1
4. März 2021Heidelberg, September 2008: Ein Paar, mit ihrem 12 jährigen Kind schlafen in ihrem Boot im Heidelberger Yachthafen als mitten in der Nacht ein Feuer ausbricht. Während sich die beiden Erwachsenen retten konnten, war für das Kind der Weg nach draußen durch die Flammen versperrt. Für das Kind kam jede Rettung zu spät. Die Flammen schlugen danach noch auf das Nachbarboot über.
Wenn ich bei unserer Up2Boat Onlinepräsentation zeige, wie in der Bootsverwaltung die Revision der Gasanlage an Bord verwaltet werden kann, erinnere ich mich häufig an dieses schreckliche Unglück. Ich möchte in diesem Blogartikel über ein paar grundsätzliche Gefahren an Bord schreiben und anregen über ein paar Besonderheiten nachzudenken, die uns besonders auf GFK Booten begegnen. Ich bin kein Schwarzmaler, aber es gibt fatale Risiken, die durch kleine Maßnahmen eliminiert werden können.
Feuer entsteht glücklicherweise selten an Bord einer Motor- oder Segelyacht. Wenn es aber passiert, dann aber häufig mit fatalen Folgen. Häufige Ursachen dafür sind:
- Einen Kurzschluss mit Kabelbrand
- Unsachgemäßer Umgang mit Gas oder Petroleum
- Eine Überhitzung, beispielsweise am Motor.
Elektrische Anlage an Bord als Gefahrenherd
Dauerhaft stromführenden Kabel wie beispielsweise die dicken Kabel vom Anlasser, Bugstrahlruder oder der Ankerwinde zur Batterien können sich mit der Zeit zu Gefahrenherd entwickeln. Das gilt natürlich auch für dünnere Kabel. In Kabelschutzröhren verlegt, schützt man das Kabel vor Durchscheuern durch die dauerhaften Schiffsbewegungen. Scheuert so ein Kabel durch, besteht Kurzschlussgefahr. Zudem gehören auf jedes Schiff ein Batterieschalter, Sicherungen und FI. Letzterer schützt vor Fehlströmen. Bei Abwesenheit von Bord sollte das System weitgehend stromlos geschaltet werden.
Kohlenmonoxidvergiftung durch Stromgenerator
Während in privaten Haushalten Rauchmelder inzwischen Standard sind, ist das auf Motor- und Segelbooten längst nicht der Fall, ganz zu schweigen von Gas- oder Kohlenmonoxid-Warnern. Selbst, wenn kein Feuer bei Gasaustritt entsteht, schwebt man besonders nachts in höchster Lebensgefahr. Im Schlaf hat man aber kaum eine Chance, ohne solche Warner einer Vergiftung mit im Zweifel tödlichem Ausgang zu entgehen. Vor wenigen Jahren ereignete sich ein dramatisches Unglück an Bord einer Yacht mit mehreren Toten aufgrund eines nicht fachgerecht installierter Generators, der mangels ausreichender Belüftung seine Abgase wohl in die Kabinen geblasen hatte.
Gasanlagen an Bord
Alle 2 Jahre müssen Flüssiggas-Anlagen in Booten, Sportbooten und Yachten geprüft werden. Nach erfolgreicher Gasprüfung durch einen zertifizierten Sachkundigen (G 608), gibt es eine Prüfplakette für Ihr Boot bzw. Ihre Yacht und zur Dokumentation einen Eintrag in die Prüfbescheinigung zur wiederkehrenden Prüfung (blaues Prüfbuch). Eine gültige Prüfplakette und die Prüfbescheinigung sind Voraussetzung für den Betrieb der Flüssiggas-Anlage in Booten, Sportbooten und Yachten. Die Prüfungen werden nach den in Deutschland gültigen Normen und Standards von Sachkundigen bzw. Unternehmen durchgeführt, die vom Deutschen Verband Flüssiggas (DVFG) zertifiziert sind. Der fristgerechte Austausch von Schläuchen und Druckminderer ist nicht als Schikane für den Bootseigner zu verstehen. Er ist eine Präventivmaßnahme, um zum Beispiel die Sicherheit Ihrer Anlage dauerhaft zu gewährleisten. Verschleißteile wie Gasdruckregler oder Gasschlauch müssen vor Ablauf der 6-Jahres-Frist ausgetauscht werden. Verantwortlich dafür ist einzig und allein der Bootseigner.
An Bord wird häufig mit Gas gekocht und geheizt. Die regelmäßige Inspektion der Gasanlage wird leider viel zu oft vernachlässigt. Die Schläuche werden mit den Jahren porös und undicht, oder sie lösen sich vom Anschluss durch die ständige Bewegung des Herdes. Hier gilt: Bei Gasgeruch unbedingt sofort die Ursache feststellen! Nach jeder Benutzung des Herdes sind die Gasventile in der Küche und an der Gasflasche konsequent wieder zu schließen. Dabei wird zuerst das Ventil an der Gasflasche geschlossen, damit das Gas in der Leitung noch im Herd verbrennen kann. Die Flamme erlischt dann von alleine. Wie Erdgas sind auch Propan- und Butangas geruchlos. Um etwaige Lecks aufspüren zu können, wird dem Gas ein übelriechender Geruchsstoff beigemischt. Der deutlich wahrnehmbare Geruch ähnelt dem fauler Eier.
Propan- und Butangas sind schwerer als Luft und sinken bei einer Undichtigkeit zu Boden. Im Gegensatz zu Wohnmobilen oder Wohnwägen, hat das Gas auf einem Boot, je nachdem wo die Undichtigkeit entsteht, durch die nach unten geschlossene Bilge keine Chance nach draußen zu entweichen. Das Gas fließt unsichtbar zum tiefsten Punkt und füllt das Boot von da an unaufhaltsam mit Gas.
Kommt es zu einer Entzündung und damit zu einem Brand, können Minuten über Leben und Tod entscheiden. Es entsteht sofort giftiger Rauch, der sich im ganzen Schiff ausbreitet. Deshalb ist ein guter Brandschutz enorm wichtig. Wenn man hier Fehler macht, wird die Yacht zur tödlichen Falle. Hinzu kommt, dass GFK Boote im Gegensatz zu Stahlbooten selbst brennen können. Gerät bei einem GFK-Boot ein Feuer außer Kontrolle gibt es kein Zurück mehr. Brennt GFK, kann es nur sehr schwer wieder gelöscht werden und das Boot muss mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgegeben werden.
Brandschutz
Neben Feuerlöschanlage, Feuerlöscher, Brand-, Rauch-, Kohlenmonoxyd- und Gasmeldern an Bord kann man bereits schon beim Kauf eines Bootes auf konstruktionsbedingten Brandschutz achten. Ganz wichtig sind dabei die Fluchtwege. Da der zentrale Zugang meist über den Niedergang in den Salon führt wäre dieser Ausgang, bei einem Brand im Salon oder Pantry, blockiert. Daher muss jede Kabine unbedingt über eine ausreichend große Luke verfügen, damit man durch die diese ins Freie gelangen kann (sog. „escape hatches„). Eventuell sind dafür in den Kabinen noch Trittstufen notwendig, um durch die Luken steigen zu können.
Bekämpfung eines Feuers an Bord
Je kleiner das Feuer noch ist, umso einfacher ist die Bekämpfung. Ein Feueralarm über Rauchmelder im Boot ist daher eine entscheidende Komponente des Brandschutzes. Rauchmelder sind günstig und daher sollte man sie an allen kritischen Punkten im Boot installieren.
Bei einem Alarm sollte man zuerst die Art des Feuers bewerten, um dann über die nächsten Schritte zu entscheiden. Die erste Entscheidung ist die, ob das Boot aufgegeben werden muss oder ob eine Brandbekämpfung noch möglich ist. Wenn sich ein Brand schon ausgebreitet hat, ist mit Bordmitteln meist nichts mehr zu retten. Dann darf es nur noch um den Schutz der Besatzung gehen. Sofern irgendwie Zeit bleibt, setzt man noch einen Notruf ab, aktiviert die EPIRB und verlässt das Schiff über Dinghy oder Rettungsinsel.
Falls es noch eine realistische Erfolgswahrscheinlichkeit gibt das Feuer unter Kontrolle zu bringen, dann ist zuerst die Brennstoffzufuhr zu unterbrechen. Bei einem Gasbrand wäre das z.B. das Ventil an der Gasflasche, bei einem Brand der Dieselheizung oder im Generator/Motor die Benzin- oder Dieselzufuhr und bei einem Elektrobrand muss der Hauptschalter ausgeschaltet werden.
Als Nächstes kommen die Feuerlöscher zum Einsatz, falls eine Feuerdecke nicht ausreicht. Die gängigsten und auch günstigsten Löschmittel sind Pulver- und Schaumlöscher. Pulverlöscher haben den Nachteil, dass man bei der Nutzung in kleinen geschlossenen Räumen in einer Pulverwolke steht und nichts mehr sieht. Das Pulver verteilt sich überall und verschmutzt das Boot massiv bis in die letzte Ritze. Das chemisch aggressive Pulver kann auch die Elektronik beschädigen und muss aufwändig und vollständig entfernt werden.
Auch wenn sie ebenfalls erhebliche Rückstände hinterlassen, sind Schaumlöscher eine ganz gute Alternative. Doch sollte man unbedingt darauf achten keine Schaumlöscher auf Wasserbasis zu kaufen. Zum einen können sie unter Null Grad einfrieren und zum anderen sind sie für Fettbrände nicht nur ungeeignet, sondern in diesem Fall sogar extrem gefährlich. Deshalb nur einen Schaumlöscher kaufen, der für die Brandklassen A, B und F zugelassen ist.
CO2-Löscher haben den Nachteil, dass man sie in geschlossenen Räumen nur mit Atemmaske verwenden kann. Die Firma 3M hat mit mit dem Löschgas Novec 1230 die ideale Alternative entwickelt. Es ist für Menschen ungiftig, hinterlässt keinerlei Rückstände und löscht ein Feuer der Brandklassen A, B oder C unmittelbar. Novec-Löscher werden meist im Rennsport in Rennwägen verbaut. Bei einem Rennfahrer geht es notfalls um Sekunden und offensichtlich gibt es derzeit nichts besseres, um sich als Fahrer gegen einen Brand zu schützen.
Der Nachteil ist der Preis. Für einen 2kg-Löscher muss man mit ca. 350 Euro rechnen. Doch im Vergleich zu den Kosten eines Brandschadens fällt das nicht wirklich ins Gewicht.
Eine Brandbekämpfung mit Feuerlöschern ist aber nur möglich, wenn man an Bord ist, oder wenn der Brandherd gefahrlos zu erreichen ist. Oft wird der Brand erst richtig angeheizt, wenn man eine Luke oder Tür öffnet und frischer Sauerstoff einströmt. Deshalb machen automatische Feuerlöschanlagen Sinn, die selbsttätig auslösen und ein Löschmittel versprühen. Allerdings sind solche Anlagen sehr teuer.
Eine gute Alternative für private Yachten ist daher mabo: eine Kunststoffröhre, die bei etwa 84 Grad C aufplatzt und eine Löschflüssigkeit versprüht. Die Menge reicht für ca. 16 m3, also gut ausreichend für den Motorraum einer Yacht oder einen Schrank mit Elektrik. Mit einem Preis von ca. 125 Euro ist mabo auch noch gut bezahlbar.
Mit Up2Boat BCM und der Up2Boat App bieten wir sowohl Bootsfahrern, als auch Yachthafenbetreibern die Möglichkeit, die regelmäßige Wartung der an Bord befindlichen Gasanlagen zu verwalten. Ich würde mir wünschen, dass dies nicht als Schikane, sondern als wertvolle und notwendige Investition in die Sicherheit an Bord betrachtet wird.