Yachthafenmanagement – Ankündigung der Version 2021.3
5. Juli 2021Maritimer Lesestoff für die Sommerferien?
30. Juli 2021Er ist die gute Seele im Yachthafen. Er hat den Überblick über alle Liegeplätze, ist ein Organisationstalent, kann alles reparieren, ist freundlicher und gern gesehener Ansprechpartner für alle Bootsfahrer, hat immer einen Witz parat und verbringt den ganzen Tag an der frischen Luft auf dem Steg zwischen wunderschönen Yachten. Ein Traumjob!
So in etwa hatte ich mir das Berufsbild des Hafenmeisters ausgemalt. Jedoch beschlich mich in den letzten Jahren zunehmend das Gefühl, dass es sich bei Hafenmeistern um ein scheues Wild handelt, dass immer seltener vor Ort gesehen wird. Nach ersten Gesprächen mit Verantwortlichen dämmerte mir so langsam, dass ich meine Idealvorstellung wohl etwas korrigieren muss. Müssen Hafenmeister am Ende sogar auf die Liste bedrohter Arten? Auf jeden Fall scheinen immer mehr Yachthäfen Schwierigkeiten damit zu haben Hafenmeister und Mitarbeiter für diesen Bereich zu finden.
Aus Sicht eines Bootsfahrers finde ich diese Entwicklung bedenklich. Gerade, wenn man in einen fremden Yachthafen einläuft ist es wunderbar, wenn man von einem freundlichen Menschen an den richtigen Liegeplatz gewunken wird, der vielleicht beim Anlegen hilft, gute Tipps zur Umgebung parat hat und die Liegeplatzgebühren bar entgegennimmt. Warum sollte diesen Job keiner machen wollen? Wird er zu schlecht bezahlt oder liegt es an der Attraktivität?
Klar ist, ohne einen Mitarbeiter der Liegeplätze an Tagesgäste vergibt und kassiert, macht der Hafen grundsätzlich mal keinen Umsatz damit, sofern es keine alternativen Selbstbedienungslösungen gibt. Das ist doof, denn damit sollte ein Yachthafen Geld verdienen. Eines ist natürlich sicher: Kein Wirtschaftsunternehmen kann es sich auf Dauer leisten, höhere Gehälter zu zahlen, als die Einnahmen die damit erzielt werden. Im Falle von häufig ehrenamtlichen Hafenmeistern in Yachtclubs kommt hinzu, dass sie selbst Bootsfahrer sind, die sich vielleicht noch um die Vergabe von Dauerliegeplätze kümmern, aber spätestens wenn am Wochenende die Tagesgäste kommen selbst mit dem eigenen Boot unterwegs sind. Häufig sieht man daher pragmatische Lösungen für dieses Problem, die viel auf Vertrauen basieren: Es werden Parkautomaten aufgestellt, oder Übernachtungsgäste stecken die Liegeplatzgebühren in ein Kuvert und werfen es in den Briefkasten des Hafenmeister Büros.
Ich wollte mehr darüber erfahren und mich mit Hafenmeistern über dieses Thema unterhalten. Herausgekommen ist eine nicht repräsentative Umfrage mit insgesamt 23 Yachthäfen. In diesem Blog Beitrag möchte ich die Antworten und die interessanten Erkenntnisse daraus für Euch zusammenfassen und für den Beruf des Hafenmeisters zu werben.
Die 23 befragten Yachthäfen verfügen im Durchschnitt über 131 Wasserliegeplätze.
Die Hafenmeister mit denen ich gesprochen habe, arbeiten in Yachthäfen ganz unterschiedlicher Größe, die im Durchschnitt 131 Wasserliegeplätze haben. Spannend fand ich die Antwort auf meine Frage, wie viele Gastliegeplätze jeweils angeboten werden:
- 5 Yachthafen bieten gar keine Gastliegeplätze an
- 4 Yachthäfen bieten 2-10 Gastliegeplätze an
- 6 Yachthäfen bieten 12 – 35 Gastliegeplätze an
- 2 Yachthäfen bieten 100 – 140 Gastliegeplätze an
- 6 Yachthäfen haben keine dedizierten Gastliegeplätze, vermieten aber nicht vergebene- oder temporär freie Liegeplätze an Gäste
Ich mag es sehr, wenn ich mit dem Boot neue Reviere erkunden oder einfach mal nach einer Tagestörn in einem anderen Yachthafen übernachten kann. Ich glaube, dass es nicht nur mir so geht, dass es irgendwann langweilig wird, wenn man jeden Abend wieder in den eigenen Heimathafen zurückfahren muss. Ich finde toll, dass fast 80% der Yachthäfen auch Gastliegeplätze anbieten. Hier wird Freundschaft auf dem Wasser groß geschrieben. Auf der anderen Seite bieten 21% der Yachthäfen für Gäste keine Liegeplätze an.
Wie sieht es mit Winterlagerplätzen aus?
Zumindest in unseren Breitengraden ist die Saison irgendwann einmal zu Ende und wenn man mit zugefrorenen Wasserflächen rechnen muss, sollte das Boot aus dem Wasser sein. Ich wollte wissen, wie sich die Optionen auf Winterlagerplätze in den Yachthäfen verteilen. In 7 Yachthäfen, die auf diese Frage geantwortet haben, werden gar keine Winterlagerplätze angeboten. Die Boote müssen im Winter raus und um einen Stellplatz für diese Zeit muss sich jeder selbst kümmern. 6 Yachthäfen gaben an, dass sie zwar keine Winterlagerplätze haben, Boote können aber über Winter am Wasserliegeplatz bleiben. Insgesamt 10 Yachthäfen bieten dediziert Winterlagerplätze an: 6 Yachthäfen davon haben 15 – 67 Winterlagerplätze, 4 Yachthäfen haben 100 – 400 Winterlagerplätze.
Der Hafenmeister
Nachdem ich mich für allgemeine Fakten zum Yachthafen interessiert habe, wollte ich mehr über die Persönlichkeiten der Hafenmeister erfahren. Wie erwartet waren ausnahmslos alle sehr freundliche, sympathische und aufgeschlossene Menschen. Bei den Gesprächen hatte ich sehr viel Spaß, irgendwie gehört wohl ein Schuss trockener Humor mit zum Berufsbild des Hafenmeisters. Das Telefonat mit einem der Hafenmeister führt ich, während er dabei seinen Rasen mähte. Sehr unkomplizierte Menschen also. Aber nicht nur das. Nur 2 der befragten Hafenmeister gaben an, selbst keine Bootsfahrer zu sein, 18 der 23 Befragten haben aktuell ein eigenes Boot. Einer der Befragten macht diesen Job schon seit 40 Jahren. Natürlich kann er mit dieser riesigen Erfahrung jede Menge Anekdoten aus seinem Berufsleben erzählen. 10 Hafenmeister machen diesen Job zwischen seit 1-3 Jahren, während 9 zwischen 5 und 12 Jahre dabei sind. Bei 2 Hafenmeistern hat es sich für mich überraschenderweise um die Eigentümer gehandelt. 10 Hafenmeister arbeiten ehrenamtlich in Yachtclubs und wurden von der Mitgliederversammlung gewählt und 11 der befragten Hafenmeister sind Angestellte, die sich regulär auf diese Job beworben hatten oder als Stellvertreter nachgerückt sind. 5 der befragten Hafenmeister wurden bei Arbeitsantritt in den Job eingearbeitet oder ergänzten ein bestehendes Team. Ein Hafenmeister merkte an „…als ich den Job übernahm, wurde ich von meinem Vorgänger zwar eingearbeitet, allerdings hat sich dieser Job so gewandelt, dass der alte Hafenmeister ein ganz anderes Aufgabenfeld hatte, als das, was ich heute verantworte.“
Tätigkeitsfelder eines Hafenmeisters
Wie sieht eigentlich der Arbeitsalltag eines Hafenmeisters aus und welche Voraussetzungen muss man dafür mitbringen? Hier waren sich die Herren überraschend einig: „Handwerkliches Geschick, Spaß am Umgang mit Menschen, Freude an Büroarbeit, EDV Kenntnisse, kaufmännisches Verständnis, Englisch Grundkenntnisse, zeitliche Flexibilität gerade auch am Wochenende , freundliche Entspanntheit, gute Nerven und eine Portion Gelassenheit, Durchsetzungsfähigkeit, Knoten und Wetterkunde. Man sollte Freude am Kommunizieren haben und sich auf unvorhergesehenes einstellen können. Sofern es die Gegebenheiten erfordern, sollte man für Weiterbildungen wie Kranführerschein oder ähnliches offen sein.„
Aufgabenfelder des Hafenmeisters
Die Arbeitszeiten der befragten Hafenmeister variierten stark. Das resultiert natürlich stark aus der Gruppenzusammensetzung der Befragten aus Yachthafenbesitzern, Ehrenamtlichen und Angestellten. 9 Hafenmeister gaben an, dass sie 7 Tage pro Woche arbeiten und Zeitausgleich nehmen, wenn es ruhiger ist. 3 Hafenmeister arbeiten an 5 Tagen pro Woche, während 6 Hafenmeister nur 1-4 Tage pro Woche arbeiten. Die Spanne der Arbeitszeit variiert von einer Stunde pro Arbeitstag, bis hin zu 2-10 Stunden, was natürlich auch stark saisonabhängig ist. Einer der Befragten gab an, nur an etwa 20 Tagen pro Jahr für etwa 1-5 Stunden als Hafenmeister tätig zu sein.
Daraus resultiert eine breite Spanne an Aufgabenfelder:
Etwas überrascht war ich, dass auch das Homeoffice bei den Hafenmeistern angekommen ist. Immerhin 11 gaben an, die Büroarbeiten überwiegend Zuhause zu machen, während 19 dies überwiegend im Hafenbüro erledigen. 10 der Befragten nutzen aber auch das eigene „Boat-Office“ für administrative Tätigkeiten.
Tagesgäste und Kurzzeitliger im Yachthafen
Ich verstehe natürlich, dass es für einen Yachthafen wirtschaftlich ideal ist, wenn alle Liegeplätze für das Jahr komplett vergeben sind. Auf der anderen Seite bin ich aber auch Bootsfahrer und freue mich, wenn mir Gastliegeplätze in Yachthäfen angeboten werden, wenn ich unterwegs bin. Wie wird das in den befragten Yachthäfen gesehen? Ist „Freundschaft auf dem Wasser“ noch ein Thema oder konzentriert man sich in Yachthäfen eher auf Dauerlieger?
Auch hier war die Spanne wieder sehr breit gefächert: In 2 Yachthäfen gibt es überhaupt nur 2 – 5 Gäste pro Jahr, 4 Yachthäfen gaben an, dass sie 30 – 150 Gäste pro Jahr haben. Dann machen die Zahlen kräftige Sprünge: 3 Yachthäfen haben 200 – 1.000 Gäste pro Jahr und 2 Yachthäfen sogar 5.000 – 8.000 Gäste pro Jahr.
Ich wollte von den Hafenmeistern wissen wie sie es schaffen, die verfügbaren Gastliegeplätze zu belegen. Ein erfahrener und sehr engagierter Hafenmeister eines Yachtclubs antwortete dazu: „Das ist unterschiedlich. In der Regel schaffe ich es, die zur Verfügung stehenden Liegeplätze an den Mann zu bringen. Es ist eigentlich die Hauptaufgabe eines Hafenmeisters dafür zu sorgen, dass die Pacht der Anlage problemlos bezahlt werden kann. Wer als Hafenmeister nicht zur Verfügung steht und den Posten nur hat, weil es auf der Visitenkarte gut aussieht, der bekommt den Hafen nicht voll und somit kein Geld in die Kasse.“
Natürlich ist die Auslastung der Gastliegeplätze stark saisonabhängig. Trotzdem gaben fast alle an, dass seit der Corona Pandemie die Zahl der Gastlieger stark zugenommen hat. Das bestätigt auch die offiziellen Zahlen des Tourismusverbands, dass der Bootssport und Wassertourismus seit Corona einen Boom erlebt.
Wie würde ich bei Dir als Gast an einen Liegeplatz kommen?
Reservierungen werden meist telefonisch, per Email oder SMS angenommen. Für eine Reservierung benötigen die Yachthäfen Informationen zum Boot (Länge, Breite, Tiefgang) und Kontaktdaten des Bootsführers. Manchmal sind Besonderheiten wie Ausstiegsmöglichkeiten zu beachten. Aber nicht alle Yachthäfen bieten Reservierungen an: „Wer zuerst kommt, malt zuerst“ und wenn der letzte Platz vergeben ist, muss der potenzielle Gast leider weiterziehen.
Die optimale Liegeplatzauslastung
Wer über diese Frage nachdenkt merkt schnell, dass dies ein ziemlich komplexes Thema ist. In einem Parkhaus ist es einfach: 1 Parkplatz, 1 Auto – fertig! Bei Bootsliegeplätzen ist das nicht ganz so. Da gibt es Stege, an denen Längsseits, Achtern per Anker oder Mooring-Leinen festgemacht wird. Da gibt es Einzel- oder Doppelboxen ganz unterschiedlicher Breite usw.. Hinzu kommen unterschiedliche Wassertiefen im Hafen, die zu beachten sind. Was ist, wenn ich ein Sportboot mit 6 x 2 m in einen Liegeplatz lege, der ein Boot mit 10 x 3 m aufnehmen könnte und just wenn der Platz vergeben ist, ein solches Boot um einen Liegeplatz bittet? Hätte man das kleinere Sportboot vielleicht optimiert auf einem anderen Liegeplatz dazu legen können, der nicht ganz ausgenutzt ist? Im Prinzip ist das ein bekanntes mathematisches Problem mit dem Ziel den optimalen Liegeplatz zu vergeben, der gerade noch passt. Durch Optimierung der Liegeplatzvergabe könnten über das Jahr hinweg theoretisch schnell 20 – 40% mehr Liegeplätze vergeben werden, was zusätzliches Geld in die Kassen spülen würde. Aber welcher Hafenmeister hat dafür die Zeit?
Ich wollte wissen, ob meine theoretischen Überlegungen in der Praxis relevant sind und wenn ja, wie damit umgegangen wird: Ein Hafenmeister gab an, dass er bei der Reservierung direkt den finalen Liegeplatz vergibt der für ihn passend erscheint. 4 Yachthäfen reservieren gar nicht und auch hier vergibt der Hafenmeister den Liegeplatz am Steg auf Basis seiner Erfahrung und Intuition.
Spannend fand ich die Antwort von insgesamt 10 Befragten, die mit dem oben beschriebenen Optimierungsproblem sehr wohl umgehen. Hier werden die finalen Liegeplätze erst bei Ankunft im Hafen vergeben. In Abhängigkeit zu weiteren Buchungen und Reservierungen wird dann „Tetris“ gespielt, um eine möglichst hohe Auslastung des Yachthafens zu erreichen. Zumindest bei dem Kreis der von mir Befragten, lag ich also mit meinen Überlegungen bei vielen genau richtig.
Wie ist die Abrechnung von Tagesgastliegern bei Euch im Hafen organisiert?
Nun interessierte mich aber doch, wie die Abrechnung in den Yachthäfen gemacht wird. Keiner der von mir befragten Yachthäfen bietet Online-Bezahldienste an. In 4 Yachthäfen ist die Bezahlung nur in bar möglich. 10 Hafenmeister gaben an, dass die Bezahlung in bar, Karte oder per Überweisung möglich ist.
Auch bei den von mir befragten Yachthäfen werden bei immerhin 2 sogenannte „Selbstservice Parkautomaten“ angeboten an denen bezahlt werden kann. 4 Yachthäfen nutzen außerhalb der Geschäftszeiten des Hafenmeisters ein eher analoges Vorgehen: Der Gastlieger beschriftet ein Kuvert, legt die Liegegebühr hinein und wirft das Kuvert in einen Briefkastentresor.
Was möchtest Du gerne bei Deiner Arbeit als Hafenmeister vereinfachen?
Mit dieser Frage richtete ich mich direkt an die Praxiserfahrung der Hafenmeister. Wo liegen die Herausforderungen? Was könnte vereinfacht werden? Die Antworten auf diese Frage fand ich sehr interessant:
- Wir haben keine Gastplätze und vergeben freie Dauerliegeplätze an Gäste, wenn sie zum Beispiel übers Wochenende frei sind. Hierzu gibt es leider sehr häufig keine direkte Kommunikation. Wer wann für einen Urlaub länger weg ist, erfahre ich häufig nur ungesichert über Dritte. Ich würde mir hierfür eine bessere Lösung wünschen.
- Als Hafenmeister musst Du Dir manchmal ein dickes Fell zulegen. Der Umgang mit den Gästen und Mitglieder empfinde ich häufig als pädagogische Herausforderungen.
- Wir leben in 2021. Ich würde mir viel mehr Automatisierung bei uns wünschen. Einfach nutzen was heute anderswo bereits Standard ist. Vor allem bargeldlose Abrechnung wäre eine Erleichterung. Es ist nicht mehr zeitgemäß mit dem Geldbeutel von Boot zu Boot zu rennen und am Abend bei der Bank abzugeben.
- Manchmal frage ich mich nach dem Sinn von gewissen behördlichen Verordnungen und Vorschriften
- Ich würde mir auch bei uns die Kommunikation mit den Bootsfahrer über Funk wünschen, wie es anderswo Standard ist.
- Ein automatisiertes Abrechnungssystem und Onlinebezahldienste würden vieles vereinfachen.
- Eine automatische Parkgebührenabrechnung wäre eine große Hilfe.
- Ich würde mir weniger Papier und Medienbrüche in der Verwaltung wünschen. Die Verwaltung sollte vom Angebot bis zum Vertrag bei Neuvermietung elektronisch gehen.
- Die Verwaltung der Liegeplätze! Aktuell habe ich alles im Kopf oder auf Zetteln. In Zukunft möchte ich einen digitalen Hafenplan einführen der die Liegeplatzvergabe vereinfachen soll.
- Bargeldlose Bezahlung
- Mehr technologischen Möglichkeiten sinnvoll nutzen, die das Leben einfacher machen
Welche Tipps kannst Du einem unerfahrenen Hafenmeister geben, der die Rolle frisch übernommen hat oder vor hat, die Rolle in naher Zukunft zu übernehmen?
- Sei freundlich, nett und hilfsbereit. Einen Tipp von Erfahrenen anzunehmen und darüber nachzudenken, ist immer eine gute Idee. Das schadet nicht und man lernt dazu. Man kann nicht alles Wissen. Höre zu, überlege und handle konsequent.
- Es ist ein schöner Job, der manchmal verdammt stressig ist. Wenn Du mit vielen Problemen gleichzeitig umgehen kannst, dann probiere es. Für alle Wassersportbegeisterten ist es eine schöne Arbeitsumgebung.
- Wenn Du frisch anfängst, empfehle ich zeitnah Kontakt zu den Hafenliegern aufzunehmen, sich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen, die eigene Bekanntheit zu steigern und die Hafenlieger zu informieren wie Du erreichbar bist. Immer einen Tipp der über den Hafen hinaus geht für die Hafenlieger zu haben ist ein Mehrwert für sie.
- Pflege Kontakt zu Deinem Vorgänger und sei entspannt. Auf dem Wasser sind die Leute in der Regel im Urlaub/Freizeit, da will jeder Entspannung
- Mache es nur, wenn Du Handwerker bist, am besten, Du hast auf einer Werft gearbeitet.
- Offenheit fremden Menschen gegenüber ist unabdingbar. Der Hafenmeister ist die erste Visitenkarte, die ein Gastlieger vom Hafen zu sehen bekommt. Eine freundliche Begrüßung in angemessener Bekleidung ist Pflicht. Keine Uniform oder so was, aber auch kein Blaumann. Kommunikation mit den Vorgesetzten ist wichtig. Fragen stellen über unklare Dinge und sich dann dahingehend organisieren. Schreibe Dinge auf die Du abarbeiten willst. Zur Not wie früher mit Papier und Bleistift.
- Eigne Dir die Ruhe eines Sozialarbeiters an
- Unabhängig bleiben, sich von den Hafenliegern nicht vereinnahmen lassen. Behandle jeden gleich und nimm keine ungefragten Hilfen an.
Was liebst Du an Deiner Arbeit als Hafenmeister?
Ich habe mit nahezu allen befragten Hafenmeistern im Vorfeld ein Telefonat geführt. Bei einigen spürte man förmlich die Begeisterung für diesen Job. Bei anderen spürte ich eher eine gewisse Reserviertheit, wenn ich diese Frage stellte. Als ich mir die Antworten ansah erkannte ich, dass für viele die Freiheit die mit diesem Beruf einhergeht einen hohen Stellenwert hat. Das Wasser, die Natur und die Möglichkeit anderen zu helfen spielen für viele Hafenmeister eine große Rolle:
- Ich liebe diesen Job, wenn ich sehe, dass die Erneuerung der Anlagen voran geht
- Unseren Hafen, das Wasser und das Betreuen von Gästen. Wir haben alles dafür vorhanden. Ein super Vereinsheim mit allem Komfort
- Ich liebe es, wenn ich es schaffe, den Hafen in großen Teilen so angenehm zu organisieren, dass sich möglichst viele wohlfühlen
- Den Umgang mit den Menschen und die frische Luft
- Wenn ich meine jahrelange Erfahrung als Skipper den Neulingen weitergeben kann und Sie diese dann auch gerne annehmen.
- Die Abwechslung! Man weiß nie, was der Tag bringt, welche Menschen man trifft und was für Geschichten diese zu erzählen haben.
- Ich liebe Die Aussicht. Die ruhigen Morgen am Montag, wenn alles still ist. Den Umgang mit Booten.
- Es ist manchmal wie Urlaub und in der Regel hat man es mit gutgelaunten Menschen zu tun
- Ich liebe die frische Luft an der See, das wechselhafte Wetter. Die Arbeit mit Menschen und Boote. Den Menschen helfen zu können.
- Weitgehend freie Zeiteinteilung und Arbeit am schönsten Arbeitsplatz der Stadt
- Im Sommer kommen jeden Tag neue Leute und neue Schiffe. Der Kontakt und die Hilfestellung bei Fragen stehen im Vordergrund.
Was waren bisher Deine Höhepunkte in Deiner Rolle als Hafenmeister?
Der Beruf des Hafenmeisters ist sicher kein Job wie jeder andere und kann schnell zum Abenteuer werden, wie man an den Antworten einiger unschwer erkennen kann:
- Der Bau und die Mitplanung eines 70 m langen Hauptstegs und das Setzen neuer Dalben für die Wellenbrecher vor dem Hafen.
- Ich habe zwei Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Aber auch das sich jetzt wieder alle Mitglieder freundlich begrüßen. Das ist bei den Erfahrenen manchmal nicht so einfach.
- Ein besonderer Höhepunkt sind Segelveranstaltungen, wie die Warnemünder Woche, Welt- oder Europameisterschaften mit großer internationaler Teilnahme.
- Ich habe Hilfe für Havaristen geleistet
- Als uns eine Yacht vom Kran fiel…
- Ich denke die positiven Feedbacks einiger Kunden. Wenn man sich Mühe gibt, ist es schön wenn dies auch geschätzt wird.
- Im Fernsehen gewesen zu sein
- Ich habe mit meinem Team im laufenden Betrieb eine neue Steganlage installiert
- In meinem ersten Sommer hatten wir zwei nicht alltägliche, internationale Gäste bei uns. Einmal ein älteres Ehepaar auf eigenem Kiel aus Großbritannien auf dem Weg nach Süddeutschland. Das andere mal Gäste aus Australien, die in Holland gechartert haben und auf dem Weg den Rhein hoch waren. An diesen Tagen war internationaler Flair im Hafen.
- Jährliche Treffen von befreundeten Clubs mit etlichen Schiffen, die alle untergebracht werden müssen
- Superdankbare und zufriedene Gast- und Dauerlieger.
- Wenn Gäste sich bei mir für die schöne Zeit bedanken
- Sachen nach Jahren verändern zu können, welche nicht mehr zeitgemäß waren
- Die 8er WM im eigenen Hafen
Warst Du schon einmal Hero in Deinem Yachthafen? Was war Dein Erlebnis, an das Du Dich oft erinnerst?
- Ja, ich habe schon einmal ein Sportboot das in der Box neben mir lag und gesunken ist, unmittelbar danach mir mehreren Leuten mit Muskelkraft, Spanngurten und alles andere was zu Verfügung stand gehoben und mit Winde und Trailer auf den Parkplatz gezogen. Dadurch wurde der Hafen vor einem Einsatz der Wasserschutzpolizei bzw. der Feuerwehr bewahrt, was auch Kosten nach sich zieht.
- Ich habe mehrfach havarierte Boote geschleppt, gekenterte Sportboote wieder aufgerichtet. Nichts weltbewegendes.
- Ich mache oft Bootstouren mit Kinder und einer Aufsichtsperson mit anschließendem Essen, das die Eltern dann schon vorbereiten. Ich bin von Beruf Schwimmmeister!
- Ich konnte einem Mitglied, das lebensbedrohlich verletzt war wahrscheinlich das Leben retten
- Es gibt nicht nur einen Moment, es gibt viele. Wenn im Sommer morgens die Sonne aufgeht und das Wetter stimmt, sind es wirklich heroische Momente mit Gänsehautfeeling.
- Es gab natürlich des Öfteren heikle Situationen im Hafen, in denen ich den Kunden zur Seite stand. Glücklicherweise hat sich in meiner Zeit als Hafenmeister niemand ernsthaft verletzt und es ist auch kein Schiff gesunken oder stark beschädigt worden.
- Als ich ein leck-geschlagenes Boot kurzfristig auf dem Slip genommen haben und vorm Untergehen gerettet habe
- Das gehört zum Beruf das man oft Probleme lösen muss und Situationen abändern muss. Der Beruf an sich prägt.
Wenn Du in die Zukunft blickst, wo siehst Du Dich in 2025?
Nichts bleibt wie es ist, das ist die einzige Konstante im Leben. Aber wo wollen die befragten Hafenmeister hin? Trotz aller Liebe zum Beruf, sehen einige diesen Beruf mit einem klaren Horizont: Dahinter liegt für manche eine Zeit im Ruhestand oder auf dem Segelboot auf Weltreise. Der Rest sieht sich genau dort richtig, wo er gerade ist und möchte weiter Dinge bewegen. Die Herausforderungen der Digitalisierung werden für viele in der Zukunft über die Wirtschaftlichkeit des Yachthafenbetriebs entscheiden:
- Wenn nichts dazwischen kommt werde ich Hafenmeister sein.
- Wenn es weiter so viel Spaß macht wie jetzt, dann genau da wo ich jetzt bin
- Als ganz normales Mitglied, aber nicht mehr im Vorstand
- Beim „Tipps an meine/n Nachfolger/in geben“
- Hoffentlich nicht mehr als Hafenmeister, allerdings nur dann wenn nicht irgendein Wichtigtuer den Job übernimmt
- Ich hoffe, dass wir Corona überstanden haben und wir wieder unseren Yachthafen vermarkten können. Wenn dann noch genug Zeit bleibt im Sommer Hafenmeister zu sein, wäre ich glücklich.
- In Rente
- Kann man zur jetzigen Zeit (Corona) schwer sagen. Wie sagt man unter Seglern, wo der Wind einen hinträgt.
- Nicht mehr an Land, sondern unter Segel auf den Weltmeeren
- Vor einer ordentlichen Verwaltungssoftware, die die Arbeit erleichtert…
- Sehr viel weiter in der Digitalisierung
Wie stellst Du Dir Deinen Yachthafen in 2025 vor?
Was haben die Hafenmeister in den nächsten Jahren vor und wo soll es hin gehen? An den Antworten erkennt man, das sich viele auf die Schönheit, den Service und die Außenwirkung der Yachthafenanlage konzentrieren wollen. Die Zukunftsfähigkeit des Yachthafens ist sicher die Motivation die sich hinter all diesen Projekten und Zielen verbirgt. Das sind ehrenhafte Ziele wie ich finde:
- Bis 2025 liegen einige Projekte zum Erhalt der Hafenanlagen an. Einige Stegfinger sind auszutauschen. An diesen Arbeiten werde ich beteiligt sein, um den Hafen fit für die Zukunft zu machen.
- Die Erneuerung der West Anlage wird bis dahin hoffentlich fertig sein
- Ich hoffe sehr viel moderner und ohne die destruktiven Leute
- Größer und besser strukturiert.
- Hoffentlich genau so wie er jetzt ist
- Als einen der schönsten Häfen der Umgebung
- Ich stelle mir einen modernen, freundlichen und serviceorientierten Yachthafen vor. Aber bei uns im Hafen wird sich sicher nichts ändern… das ist einer der Gründe warum ich nicht bleiben werde.
- In gesunden schwarzen Zahlen…
- Mit mehr Kinder die Freude am Wassersport haben und Menschen die sich mehr ehrenamtlich engagieren
- Mit vielen erfolgreichen und erledigten Projekten
- Gehobener als er heute ist
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit… Was bedeutet für Dich maritime Digitalisierung?
Bundesverkehrsminister Scheuer hat vor wenigen Wochen den Masterplan Freizeitschifffahrt vorgestellt. Damit wird nicht nur die Freizeitschifffahrt mit der Berufsschifffahrt gleichgestellt, sondern es stellt auch den Startschuss für eine Reihe von Investitionen für die Freizeitschifffahrt dar. Die Modernisierung der Infrastruktur und Digitalisierung des Wassersports ist dabei erklärtes Ziel. Die meisten Hafenmeister die an meiner Umfrage teilgenommen haben, sehen die Potenziale. Gerade in einer Zeit, in der Maßnahmen in eine digitale Zukunft mit Fördertöpfen bezuschusst werden, halte ich es für eine kluge Investition in die Zukunft des eigenen Yachthafens. Vor allem wenn es darum geht, möglicherweise in der Zukunft den Anschluss an digitalisierte Binnen- und Seewasserstraßen nicht zu verlieren. Wie sehen das die befragten Hafenmeister?
- Digitalisierung gehört einfach dazu. Handy, Kartenzahlung, Laptop und IPad, da geht kein Weg dran vorbei.
- Digitalisierung bedeutet für mich Arbeitserleichterung. Das Ganze verbunden mit der Hoffnung, dass die Kunden Parkautomaten als sinnvolle Ergänzung zu meiner Rolle sehen.
- Ein sehr wichtiger Punkt.
- Das geht eigentlich auch an uns nicht vorbei. Der Chef ist aber eher altmodisch und ich fürchte, wir werden immer weiter abgehängt.
- Das mit der Digitalisierung geht mir im Moment alles zu schnell
- Ist im Hafenbereich zwar eine Erleichterung, in kleinen Marinas geht es aber auch ohne. Ich wollte bei uns im Hafen einige Prozesse vereinfachen und digitalisieren. Am Ende hat sich aber die Zettelwirtschaft wieder durchgesetzt.
- Kann man, muss man aber nicht. Persönlichen Kontakt kann man nicht durch Digitalisierung ersetzen. Das macht meine Arbeit doch gerade so interessant. Automatisierungen könnten aber für die Zeiten eine Ergänzung sein, in denen ich nicht da bin.
- Digitalisierung ist alles! Das ist überall so. Nur so ist eine gerechte Abrechnung, eine effiziente Verwaltung und Transparenz möglich
- Ein erster Schritt wäre endlich kostenloses W-Lan bereitzustellen
- Mit der Digitalisierung wird es bei uns in vielen Bereichen zu Vereinfachungen kommen
- Wir haben im Winter angefangen die Kommunikation, Liegeplatzbuchungen und einige andere Dinge in die Cloud zu legen. Sukzessive wird man bei uns elektronisch buchen und auch bezahlen können.
- Wir sind ein Verein, ich halte es für uns für nicht erforderlich. Elektronische Karten oder elektronische Kommunikation bei gewerblichen Yachthäfen sind natürlich erstrebenswert.
- WLAN am Liegeplatz, elektronische Abrechnungssysteme
- Moderne Online-Kassensysteme, digitale Liegeplatzverwaltung, Steuerbarer Zugang zur Marina über Apps statt Schlüssel, Strukturierte Website auf der Kunden alle nötigen Infos finden
- Erstellen einer Hafen App, ein automatisches Buchungssystem für Liegeplätze
Aus all den Gesprächen und Antworten habe ich sehr viel mitgenommen und ich spürte richtig die Begeisterung für diesen Beruf trotz all seiner Herausforderungen. Vielleicht ist es auch der Gedanke dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen der dabei so reizvoll ist. Perfekt wäre es, wenn ein Hafenmeister immer zur Verfügung stünde, wenn man in einen fremden Yachthafen einläuft. Aber ich habe verstanden, dass dies wirtschaftlich natürlich nicht realisierbar ist. Weder für Yachtclubs, noch für gewerbliche Marinas. Vielleicht sind die von vielen erwünschten Digitalisierungen eine sinnvolle Ergänzung und Erleichterung um die Balance zwischen Service und Wirtschaftlichkeit des Yachthafenbetriebs zu finden. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den nächsten Besuch bei einen der von mir befragten Hafenmeistern.